Mein Weg in die Politik

Bei Veranstaltungen oder in Gesprächen mit Besuchern in Berlin werde ich immer wieder gefragt, wie ich zur Politik gekommen bin. Gibt es eine Ausbildung zum Politiker? Wie lernt man Politik?

Eine klassische Berufsausbildung zum Politiker gibt es tatsächlich nicht. Es gibt auch kein klassisches Berufsbild eines Politikers. Menschen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen finden auf den unterschiedlichsten Wegen in die Politik.

Bei mir hat das politische Interesse schon sehr früh eingesetzt. Als Schüler habe ich in der Schülervertretung mitgearbeitet und Schülerzeitungen herausgegeben. Ich wollte mich damals nicht damit zufriedengeben, wie andere Schule gestalten, sondern wollte selbst mitentscheiden, wie der Schulalltag gestaltet wird.

Das hat sich über die Schulzeit hinaus fortgesetzt: das eigene Schicksal, die Zukunft der Gemeinschaft nicht anderen zu überlassen, sondern mitmachen, mitentscheiden und mitgestalten war mein Antrieb, Verantwortung zu übernehmen. Das habe ich dann schon als 18-jähriger Schüler in der Kommunalpolitik als bürgerliches Mitglied im Kulturausschuss der Ratsversammlung der Stadt Neumünster getan; später dann als Ratsherr sowie als Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Ratsversammlung. Das waren alles Ehrenämter, die ich in meiner Freizeit ausgeübt habe. Mein Wunsch war aber auch, mein Hobby zum Beruf zu machen. Als Journalist oder in der politischen Bildung Politik zu begleiten war die Zielsetzung der Wahl meiner Studienfächer mit Politischen Wissenschaften, Literaturwissenschaften und Orientalistik. Doch ich musste feststellen: Zwischen der Theorie des Studiums und der Praxis liegen meilenweite Unterschiede.

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der CDU-Landtagsfraktion und als Büroleiter des damaligen Oppositionsführers im Schleswig-Holsteinischen Landtag, dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Ottfried Hennig, habe ich parlamentarisches Leben kennengelernt. Die wichtigste Erfahrungszeit war jedoch meine neunjährige Amtszeit als Bürgermeister in der Gemeinde Sylt-Ost: In einer relativ kleinen Gemeinde ist der Bürgermeister für alle Themen zuständig, hat ein Ohr für alles und jeden. Daher denke ich in vielen Diskussionen stets an diese Zeit zurück – welche Auswirkungen haben unsere Beschlüsse vor Ort in der Praxis; mit welchen Erwartungen gehe die Menschen überhaupt an die Themen heran, wie zum Beispiel beim Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, der Pflege oder bei der Finanzierung des Küstenschutzes.

Politische Lebenswege kann man nicht planen. Jedenfalls halte ich selbst nichts von solchen Planungen. Aber es bieten sich Gelegenheiten, die man nutzen kann. Eine solche Gelegenheit bot sich mir 2005, als der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete für Nordfriesland und Dithmarschen-Nord, Peter Harry Carstensen, Ministerpräsident in Schleswig-Holstein wurde. Die CDU wählte mich im Wahlkreis zu seinem Nachfolger und die Wählerinnen und Wähler haben mich drei Mal direkt mit klarer Mehrheit in den Deutschen Bundestag gewählt.

Eine weitere Gelegenheit, neue politische Gerausforderungen anzunehmen, kam im Herbst 2014 auf mich zu - meine Partei wählte mich zum Landesvorsitzenden und im Juni 2016 zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 7. Mai 2017.

Aber Politik besteht auch immer wieder aus Überraschungen und neuen Entwicklungen. So gewann ich den Eindruck, dass ich mit meiner Arbeit als Spitzenkandidat nicht die öffentliche Wirkung und Durchschlagkraft entwickeln konnte, die für einen Erfolg am 7. Mai 2017 notwendig sind. So entschied ich mich, den Weg für einen Wechsel an der Spitze der Landespartei frei zu machen mit unserem Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Daniel Günther. Der Wechsel war richtig, Daniel Günther und die CDU gewannen die Landtagswahl. Seitdem ist er ein guter und erfolgreicher Ministerpräsident für Schleswig-Holstein.

Meine Entscheidung für die Landespolitik hatte Bestand. Nach der Direktwahl in den Landtag schied ich aus dem Bundestag aus. Sechs Wochen später berief mich Ministerpräsident Günther zum Staatssekretär in die Landesregierung mit der besonderen Funktion des Bevollmächtigten des Landes SH beim Bund. So bin ich der offzieller Vertreter Schleswig-Holsteins in Berlin und leite die Landesvertretung - eine besonders schöne Aufgabe, sein Heimatland in der Hauptstadt vertreten zu dürfen.